FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809-1847):
Eigenhändiger Brief mit Ort, Datum und Unterschrift. Leipzig 12. Juli 1841. 25,5 x 19,5 cm. 1 S. Auf der Rückseite Vermerke des Empfängers.
Größtenteils ungedruckter Brief, wohl an seinen Verleger Peter Joseph Simrock (1792-1868; Sohn von Nicolaus Simrock), anlässlich der Drucklegung seiner „Sechs Lieder ohne Worte für Klavier" Heft 4, op. 53 (MWV SD 23) und den „Drei geistlichen Liedern" (Anthem „Why, O Lord, delay for ever" / Drei geistliche Lieder / Geistliches Lied „Lass, o Herr, mich Hilfe finden" für Alt solo, gemischten Chor und Orgel; MWV B33).
„… Hiebei die beiden Correcturen der 6 Lieder ohne Worte und der 3 geistlichen, welche mir gestern von Berlin hieher geschickt wurden, da sich meine Abreise verzögert hat. … In den geistlichen Liedern sind auch noch einige kleine Aenderungen nöthig gewesen. …"
Übermittelt Korrekturen und äußert Gedanken zur Gestaltung der Ausgaben. Im Zusammenhang mit den Liedern ohne Worte erwähnt Mendelssohn den Londoner Verleger Ewer "...da das Werk sein Eigenthum für England ist..." und der Zeitpunkt der Veröffentlichung abgestimmt sein muss.
Sowohl die „Sechs Lieder ohne Worte für Klavier" Heft 4, op. 53 als auch die Partitur und Singstimmen der „Drei geistlichen Lieder" erschienen noch 1841 im Verlag N. Simrock Bonn. Mit dem Hinweis „da sich meine Abreise verzögert hat" spielt auf Mendelssohn auf seinen Umzug nach Berlin an, der sich durch die schleppenden Verhandlungen bezüglich seiner Berufung durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bis zum 29. Juli 1841 hinzog.
Veröffentlicht sind bislang nur zwei Sätze des Briefes (diese mit kleinen Abweichungen) in: Felix Mendelssohn Bartholdy, Sämtliche Briefe, Bd. 8, Nr. 3198; Felix Mendelssohn Bartholdy, Briefe an deutsche Verleger; Nr. 267 und Altmann S. 202.
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809-1847) & NIELS WILHELM GADE (1817-1890):
Eigenhändiges Manuskript mit Mendelssohns Beschriftung "Entwurf der ersten 10 Abonnement-Concerte 1845". [Leipzig 1845]. 34,5 x 21 cm. 2 1/4 S. Von Mendelssohn ist jeweils die linke Spalte der Seiten beschrieben, auf der rechten Hälfte hat Niels W. Gade seinen Entwurf notiert. Durchweg in Tinte, drei kleine Zusätze in Blei (von der Hand Gades). Auf Seite 4 ist von unbekannter Hand die Adresse von "Madame Strampfer" notiert (in Rötel). Provenienz: Aus der Sammlung Dr. Fritz Hennenberg.
Beeindruckendes Autograph mit bislang unveröffentlichten Programmentwürfen für die ersten zehn Gewandhaus-Abonnementskonzerte im Jahr 1845. Die Vorschläge von Mendelssohn - mit bis zu sieben Programmpunkten je Konzert - sind von ihm auf den linken Blattseiten niedergeschrieben, die Zusätze bzw. weiteren Programmentwürfe neben der Schrift von Mendelssohn stammen vom dänischen Dirigenten und Komponisten Niels W. Gade, den Mendelssohn nach Leipzig holte, um ihn an der Konzertdirektion zu beteiligen und der nach Mendelssohns Tod im November 1847 alleiniger Leiter wurde.
Das Schriftstück dokumentiert die akribische Arbeit an der anspruchsvollen Programmgestaltung für das Leipziger Konzertpublikum und gewährt zugleich Einblick in die Zusammenarbeit der beiden Dirigenten. Die Saison 1845/46 dirigierten Mendelssohn und Gade im Wechsel, in vorliegendem Autograph sind die Konzerte mit „M.“, „G.“ und „M. u. G.“ bezeichnet. Das Repertoire umfasst Werke der Wiener Klassik bis zu zeitgenössischen Kompositionen, darunter auch einige aus der Feder von Mendelssohn und Gade. Unter den Interpreten lassen sich berühmte Namen wie Lise Cristiani (die erste professionelle Cellistin, die eine öffentliche Karriere wagte), Jenny Lind (die als "schwedische Nachtigall" bekannt gewordene Sopranistin gastierte in Leipzig mit überwältigendem Erfolg), Charlotte Helen Dolby, Clara Schumann, Joseph Joachim (im Alter von 14 Jahren), Bernhard Cossmann, Ferdinand David u.v.a. finden. Einige Ideen wurden nicht umgesetzt, wie z.B. Mendelssohns Plan, mit einem Klavierkonzert von Beethoven als Pianist aufzutreten.
Mendelssohn zählte in dieser Zeit zu den renommiertesten Dirigenten Europas. Ab 1835 war er Musikdirektor des Gewandhauses und zugleich ab 1843 Leiter des von ihm gegründeten Konservatoriums. Die Stadt Leipzig dankte ihm für seine Verdienste mit der Ernennung zum Ehrenbürger. Niels W. Gade war schon länger mit Mendelssohn (und auch mit Robert und Clara Schumann) freundschaftlich verbunden und folgte gern dem Ruf seines Mentors nach Leipzig. Mendelssohn setzte sich immer wieder für seine Werke ein und hatte bereits die 1. Symphonie uraufgeführt. Als Gade letztendlich 1848 wieder in seine Heimatstadt Kopenhagen zog, baute er das dortige Musikleben nach Leipziger Vorbild auf.
Musikantiquariat Marion Neugebauer
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